Blutgruppen

Blut besteht zu einem Teil aus dem flüssigen Blutplasma und zu 40-50% aus zellulären Bestandteilen wie Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten. Aber ist Blut nicht gleich Blut. Das wird insbesondere dann offensichtlich, wenn man das Blut zweier Menschen vermischt. In vielen Fällen kommt es dabei zur spontanen Verklumpung des Gemischs. Doch warum ist das so? Der Grund sind die sogenannten Blutgruppen.

 

Blut - Ein hochsensibles Gemisch

Blut ist ein Gemisch aus dem flüssigen Plasma, Zellen (sogenannte Blutkörperchen) sowie im Plasma gelöste Stoffe. Dabei ist Blutkörperchen nicht gleich Blutkörperchen. Verschiedene Menschen haben verschiedene Blutkörperchen. Abseits verschiedener Krankheiten wie bspw. der Sichelzellenanämie, bei der die Erythrozyten (rote Blutkörperchen) eine schadhafte Form annehmen, unterscheiden sich die Erythrozyten unterschiedlicher Menschen insbesondere durch unterschiedliche Proteine oder Lipide an ihrer Oberfläche.

Diese in die Zellmembran der Erythrozyten eingebauten Stoffe wirken als Antigene, können also von passenden Antikörpern nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip (Agglutination) angedockt, und mit anderen Antigenen verklumpt werden. Dieser Vorgang ist eine Immunreaktion des Körpers zum Schutz gegen Erreger und fremde oder entartete Zellen. Man spricht von unterschiedlichen Blutgruppen, weil sich je nach Blutgruppe nicht nur die Beschaffenheit der Erythrozyten unterscheidet, sondern sich auch unterschiedliche Antikörper im jeweiligen Plasma befinden.

Das ist gefährlich, denn kommt es innerhalb eines Organismus zu einer Vermischung von Organismus-eigenem Blut und fremdem Blut kann dies zur Agglutination (Verklumpung) des Blutes, und damit dem Tod des Organismus führen. Denn im verklumpten Zustand ist das Blut nicht mehr in der Lage seine Aufgaben zu erfüllen, der Organismus stirbt. Insbesondere bei Bluttransfusionen, aber auch bei Schwangerschaften (unterschiedliche Blutgruppe zwischen Mutter und Kind bei ständigem Blutaustausch durch die Nabelschnur) spielt deshalb die Blutgruppe in der Immunbiologie eine wichtige entscheidende Rolle.

 

Das AB0-System

Zur einfacheren Einteilung der unterschiedlichen existierenden Blutgruppen wurden die zunächst vier bekannten Gruppen in ein einfaches System eingeteilt. Dieses System existiert bis heute und heißt AB0-System. Erythrozyten der Blutgruppe B haben beispielsweise eine andere Oberfläche wie Erythrozyten der Blutgruppe A. Entscheidend ist aber, dass sich im Plasma der Blutgruppe A Antikörper befinden, die exakt auf die Oberfläche der Erythrozyten der Blutgruppe B passen.

Durch die Immunreaktion kommt es also zur Verklumpung, wenn Blut der Gruppe A mit Blut der Gruppe B gemischt wird. Erythrozyten der Blutgruppe AB weisen auf ihrer Oberfläche sowohl A-Antigene als auch B-Antigene auf. Damit das Blut nicht verklumpt, existieren keine Antikörper gegen eins der Antigene im Plasma. Blut der Blutgruppe 0 hat hingegen Erythrozyten ohne ein aus diesem System bekanntes Antigen in der Oberfläche. Dafür sind sowohl gegen das Antigen A als auch gegen das Antigen B Antikörper im Plasma erhalten.

Nach dem AB0-System ergeben sich verschiedene Kombinationsmöglichkeiten des Vollbluts, die entweder agglutinieren, oder verträglich sind.

Der Rhesus-Faktor

Der sogenannte Rhesus-Faktor ist ein später entdecktes weiteres Antigen, das unabhängig vom AB0-System auftritt. Man spricht von „Rhesus-positiv“, wenn dieses Antigen auf den Erythrozyten vorhanden ist. So kann jede Blutgruppe aus dem AB0-System entweder Rhesus-positiv oder Rhesus-negativ sein. Antikörper gegen dieses Antigen sind jedoch im Plasma Rhesus-negativer Individuen nicht per se vorhanden. Erst wenn das Immunsystem eines Rhesus-negativen Organismus mit Rhesus-positivem Blut in Kontakt, können Antikörper gebildet werden.

Weitere Systeme

Im Biologie-Abitur spielen meistens nur das AB0-System und der Rhesus-Faktor eine Rolle. Ein weiteres System wäre beispielsweise das sogenannte Kell-System, das oftmals auch im Blutspendeausweis vermerkt wird.