Aktive Immunisierung
Bei der aktiven Immunisierung handelt es sich um ein immunbiologisches Verfahren, das einem Organismus zur "Immunität" gegen einen Krankheitserreger verhelfen soll. Hierbei wird das körpereigene Immunsystem durch einen abgeschwächten Erstkontakt mit dem Erreger "trainiert". Durch die hervorgerufene Immunantwort, und die abgespeicherte Informationen über den Erreger kann das Immunsystem bei einem Zweitkontakt wesentlich schneller und effektiver auf den Krankheitserreger reagieren und diesen bekämpfen. Im Volksmund ist diese Form der Immunisierung als Schutzimpfung bekannt.
Ablauf der aktiven Immunisierung
Sinn und Zweck der aktiven Immunisierung ist das Erreichen von Immunität gegen einen Krankheitserreger vor einem ersten Kontakt mit dem eigentlichen Erreger. Neben vielen weiteren verfügbaren Schutzimpfungen ist als Beispiel besonders die Grippeschutzimpfung zu erwähnen. Grippeviren verändern ihre Struktur und Oberfläche derart schnell und nachhaltig, dass sie für das Immunsystem des Menschen von Saison zu Saison nicht mehr erkennbar sind.
Um dennoch vor einer Infektion mit den veränderten Grippeviren geschützt zu sein, entwickelt die Pharmaindustrie jede Saison eine Grippeschutzimpfung auf Basis der aktuellen Virenpolulation.
Das Immunsystem des Menschen ist nach einer Grippeschutzimpfung im besten Fall schon vor der aktuellen Grippewelle immun gegen den aktuellen Virenstamm und erkrankt nicht.
Um einen Impfstoff für eine aktive Immunisierung zu gewinnen wird der Erreger isoliert und so verändert, dass er beim Mensch (oder beim Tier) keine Infektion auslösen kann. Der Erreger kann sich in dieser abgeschwächten Form weder vermehren, noch Schaden anrichten. Abgeschwächt werden die Erreger durch verschiedene Verfahren wie der Infektion eines Zwischenwirts (bspw. Hühnereier) oder die Erreger werden durch eine Hitzebehandlung ganz abgetötet. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen:
- Lebendimpfstoff: Abgeschwächte, inaktive aber lebendige Erreger
- Totimpfstoff: Abgetötete Erreger
Durch die Verabreichung von Lebendimpfstoff kann eine wesentlich stärkere Immunantwort ausgelöst werden, und im Folgenden auch eine länger anhaltende und effektivere Immunisierung erreicht werden, als durch das Verabreichen von toten Erregern. Diese starke Immunantwort auf Lenbendimpfstoff führt in manchen Fällen zu lebenslanger Immunisierung (z.B. bei Masern), wohin gegen die Wirkung einer Impfung mit einem Totimpfstoff mit den Jahren nachlässt und aufgefrischt werden muss (z.B. FSME). Grund für die Existenz von Totimpfstoffen ist, dass einige Erreger nicht wie gewünscht abgeschwächt oder inaktiviert werden können. So bleibt nur die Möglichkeit übrig den Erreger ganz abzutöten.
Die manipulierten Erreger werden dem Organismus verabreicht. Dies kann durch eine Spritze in den Muskel, oder auch eine orale Tröpfchenimpfung (z.B. Masern) geschehen. Die verabreichten Erreger lösen zwar keine Infektion aus, das Immunsystem reagiert allerdings auf die körperfremden Krankheitserreger. Während dieser ersten Immunantwort werden Antikörper gegen den Erreger gebildet, die an die auf der Oberfläche des Erregers befindlichen Antigene docken können um diese Zu bekämpfen. Den Bauplan für diese Antikörper und die Informationen über die Struktur der Erreger tragen nach erfolgreicher Bekämpfung der geimpften Erreger sogenannte "Gedächtniszellen" in sich, die in der Blutbahn patroullieren.
Kommt es zu einem zweiten Kontakt mit dem echten, nicht manipulierten Erreger, erfolgt die Immunantwort durch eine blitzschnelle Reaktion der Gedächtniszellen prompt. Die in der Blutbahn ständig verfügbaren Antikörper bekämpfen den Erreger schon ab Eindringen in den Körper, während die alarmierten Gedächtniszellen eine explosionsartige Nachproduktion und eine vollumfängliche Immunantwort aller Ebenen des Immunsystems provozieren, bevor die Infektion überhaupt ausbrechen kann.
Der Organismus ist durch die aktive Immunisierung nachhaltig Immunisiert.
Unterschied zur passiven Immunisierung
Hat sich ein Organismus bereits mit einem Erreger infiziert, ist es für eine aktive Immunisierung zu spät. Das Immunsystem hat nur begrenzte Möglichkeiten den Erreger vor Ausbruch der eigentlichen Infektion zu bekämpfen, da entsprechende Antikörper gegen den Erreger fehlen. Bis der Körper eine erregerspezifische Immunantwort liefern kann, ist die Infektion mitunter schon lebensbedrohlich fortgeschritten.
In diesem Fall kann der Erkrankte direkt mit erregerspezifischen Antikörpern geimpft werden. Um an solche Antikörper zu kommen, müssen diese einem bereits immunen Organismus entnommen werden. Für diesen Zwischenschritt werden meistens Pferde oder Rinder aktiv gegen den Erreger immunisiert, und aus deren Blut die spezifischen Antikörper synthetisiert. Das synthetisierte Immunserum dient im Notfall der Bekämpfung einer bereits ausgebrochenen Infektion oder Giften die bspw. durch einen Schlangenbiss in den Körper eingedrungen sind. In neuester Zeit hat sich auch in der Krebstherapie die Gabe von spezifischen Antikörpern als hochwirksam herausgestellt.
Die durch eine passive Immunisierung hergestellte Immunität ist im Gegensatz zur aktiven Immunisierung nur so lange existent, bis die eingeimpften Antikörper abgebaut wurden.